Philosophie meines Akkordeonunterrichts
„Im Hören liegen Ursprung und Erfüllung musikalischer Qualität“
Andreas Nebl: Erfahrungen und Gedanken zu meinem Akkordeonunterricht
Mit dem Gewinn des 1. Preises beim Internationalen Kammermusikwettbewerb von Val Tidone
(Italien) begann 2001 meine klassische Akkordeonistenkarriere. Es folgten weltweit Konzerte mit
meinem Bruder Frank Nebl als Duo „Nebl & Nebl“, sowie zahlreiche Einladungen an Hochschulen und
Konservatorien, um Schüler und Studierende Akkordeon bzw. Kammermusik zu unterrichten. 2003
begann meine Tätigkeit am Trossinger Konservatorium. Meine Schüler gewannen seither zahlreiche
1. Preise bei nationalen und internationalen Wettbewerben, sowohl als Solisten wie auch in
Ensembles. Es folgten von verschiedensten deutschen und weltweit ausgerichteten Verbänden
Einladungen, bei wichtigen Wettbewerben als Juror zu fungieren.
Was meine pädagogische Arbeit als Akkordeonlehrer von anderen grundsätzlich unterscheidet, ist
eine sehr vielschichtig vorausgelebte Sichtweise auf das musikalische Kulturleben. Ob in klassischer
Kammermusik, im Jazz, in Folkloreformationen, in Avantgardekonzepten - bis heute bin ich beim
Musizieren in meinen bisherigen verschiedenen Lebensphasen auch stets über längere Zeit in ein
reales und sehr lebendiges musikalisches Umfeld eingetaucht. Als junger heranwachsender
Akkordeonspieler durchlebte ich intensiv die slowenisch-österreichische Volksmusikwelt und trat
über Jahre mit einem Quintett semiprofessionell im deutschsprachigen Raum auf. Obschon ich bei
meinem damaligen Lehrer im Unterricht Musik ausschließlich nach Noten gelernt hatte, haben wir in
diesem Ensemble alle Stücke transkribiert, von CD-Aufnahmen heruntergehört. Durch dieses
unmittelbare sehr praktische Hören und Übertragen konnten wir uns persönliche Qualitäten und
Eigenheiten verschiedener Spieler, Formationen und Stile direkt aneignen. Ich habe damals erstmals
mitbekommen, was es heißt, Musik „zwischen den Zeilen“ zu erfahren. Mit bloßem vorgedrucktem
Notenmaterial wäre dies undenkbar gewesen. Es war im besonderen Maß gerade auch für die
Schulung des Gehörs ein sehr glücklicher Umstand – unmethodisch, lebensnah.
Später, während meiner „Jazzphase“ waren unter meinen Freunden zahlreiche „Jazzfreaks“, von
denen im Anschluss auch einige den Weg des Jazz an div. Musikhochschulen studierten. Wir spielten
halböffentlich in Kneipen und öffentlich in Konzertsälen das „Real Book“ rauf und runter, und ich
machte für verschiedene Besetzungen, bis hin zur Big-Band, zahlreiche Arrangements. Es war auch
dort ganz selbstverständlich, dass wir die aktuellen Tonträger der „Großen“ kannten, und wir waren
verrückt genug, bei Autofahrten zu Konzerten die Soli jener Vorbilder mit ihren Aufnahmen
„detailgenau“ mitzusingen. Diese großartige Musik mit ihrer Freiheit zur Improvisation und ihrer
alternativen Weltanschauung war für mich während dieses Lebensabschnitts sehr prägend.
Und auch heute, wo ich mich nach dem Musikstudium inzwischen seit über zwei Jahrzehnten
innerhalb des klassischen Kulturlebens mit zahlreichen Konzertauftritten z.B. beim „Würzburger
Mozartfest“ (2014) oder der „Internationalen Bachakademie“ (2015) bewege, ist die Faszination, der
Musik auf den Grund zu gehen, ungebrochen. Ständige Engagements an der Staatsoper Karlsruhe,
auch die regelmäßigen Konzertreisen nach Japan mit meiner Ehefrau Naoko Nebl (geb. Takeuchi)
sind für mich sehr inspirierende Tätigkeitsfelder, meinen Grundsatz des lebenslangen Lernens immer
wieder aufs Neue zu bestätigen. Musik von Bach, Scarlatti, Haydn oder Mozart wurde zum Sinnbild
für ästhetische Erfüllung. Komponisten wie Hosokawa, Gubaidulina oder Tiensuu stärken in mir
immer wieder den Glauben, dass es für das Repertoire am Akkordeon durchaus nachhaltige
künstlerische Perspektiven gibt. Und überhaupt wurde mir bei der Spurensuche zu den bedeutenden
Komponisten andererseits sehr deutlich, dass es in diesem klassischen Bereich fundamental wichtig
ist, für eine adäquate Interpretation die Partituren sehr detailgenau zu analysieren!
Obwohl ich inzwischen die „akkordeonistischen“ Überzeugungen der wesentlichen globalen
Hochschul- und Musikschulpädagogen kennengelernt habe, fehlt mir bis heute die sogenannte
„Akkordeonistenbrille“ – und ich bin nicht unglücklich darüber. Denn ein Grundsatz war von Beginn
meines Musikerdaseins sehr deutlich vor Augen: es kann nicht in erster Linie um das Akkordeon
gehen - sondern um die Musik! Auch mein wichtigster Lehrer war aus meiner Sicht kein eigentlicher
„Akkordeonist“ – Hugo Noth war für mich während des Studiums vor allem ein großartiger Musiker
und Renaissencemensch mit einer fantastischen Bildung, Tiefe, Intuition und Weitsicht.
Das Kennenlernen des Klavierrepertoires ließ mich im Alter von dreizehn Jahren erstmalig stutzig
machen, was die „Normen“ musikalischer Inhalte und die damit eng in Zusammenhang hängende
Pädagogik des gängigen Akkordeonunterrichts betraf. Der Qualitätsbegriff des Musizierens bekam
damals zum ersten Mal einen Wendepunkt. Als Jugendlicher öffnete sich vor allem im emotionalen
Bereich damit eine neue musikalische Dimension.
In meinem eigenen Spiel und auch in meiner Pädagogik ist der musikalische Ausdruck das wichtigste
Ziel. Er wächst durch die Arbeit an einem guten, farbenreichen Klang, sowie durch das Bilden klarer
künstlerischer Vorstellungen. Es geht beim Akkordeonspiel immer darum, etwas zu sagen, und nicht,
Nebenwege zu gehen, um Leuten etwa perfekt geübte Bewegungsmuster zu demonstrieren. Das
kann zwar hin und wieder dem Ego schmeicheln, ist aber in der musikalischen Aussage überhaupt
nicht verbindend. Ich glaube auch nicht, dass technische Meisterschaft und ein guter Klang am Ende
ausreichen - denn beides sind nur Medien einer musikalischen Intention, und können deshalb auch
nur Teilziele sein, auf dem Weg zum echten persönlichen musikalischen Ausdruck.
Ich suche deshalb meinen Studierenden einen möglichst großen Teil der vielen musikalischen
Sprachen zu lehren, und dabei immer wieder aufs Neue aufzuzeigen, dass ein bloßer schöner Ton
noch sehr langweilig sein kann, und deshalb nicht automatisch akzeptiert werden soll, wenn er nicht
in einen klaren sprachlichen Zusammenhang gebracht werden kann. Musik als Ganzes gilt es zu
verstehen - nicht nur ihre offensichtlichen Teilaspekte. Die Musik auf ihre angenehme Schönheit zu
reduzieren, heißt im Grunde: sie aus den Augen zu verlieren.
In meinem Unterricht werden einerseits technische Phänomene des Akkordeonspiels sehr intensiv
entwickelt, jedoch stets ohne die gesamtheitliche Geste unseres Seins abzutrennen. Technik ohne
musikalische Idee ist bloßes wirres Geräusch und simple Leere. Wenn wir das nicht verstehen lernen
bzw. beherzigen, werden wir immer „musikalische Fälschungen“ abliefern. Auf eine bestimmte Art ist
dieses Vorgehen moralisch unerträglich.
Musikalischer Ausdruck, musikalisches Zusammenhangbilden ist in vielerlei Hinsicht verwandt mit
der körperlichen Sprache der Schauspieler und Tänzer. Schauspieler müssen Phrasierungen so
anlegen, damit sie sofort verständlich sind, damit der Hörer der Handlung folgen kann. Es muss
emotional eindeutig sein, das ist für meine Begriffe das Allerwichtigste. Alle Äußerungen müssen
gefühlt und durchlebt werden, damit der Hörer diese Gefühle wahrnehmen und gegebenenfalls
mitfühlen kann. Auch die Akkordeonisten sollten deshalb mit ihrem ganzen Selbst Musik machen.
Wenn das geschieht, bleibt kein Raum für Täuschung oder ungeklärte Fragen.
Im Hören liegen der Ursprung und die Erfüllung für gute musikalische Qualität. Es ist auch die
wesentliche Kommunikationsebene, in der sich Spieler und Zuhörer begegnen. Eine sehr sorgfältige
Förderung des Hörens gehört deshalb zu den wichtigsten Grundgedanken meiner Pädagogik. Ich
meine damit Hören auch im weitesten Sinne von Wahrnehmung. Denn es geht als Musiker vor allem
darum, hörend durch das Leben zu gehen, alle Resonanz von Materie unserer Umgebung zu
beobachten und verstehen zu lernen. Man kann nur einen guten Klang entwickeln, in dem man sich
selbst gut zuhört. Die musikalische Vorstellung erleichtert uns genau genommen auch die Arbeit –
wir müssen sie nur zulassen. Durch aufmerksames Wiederholen erreichen wir Schritt für Schritt
dieses Ideal, das in unserem Ohr bereits schlummert.
Ein gesundes Körpergefühl ist beim Musizieren ein sehr wichtiger und erstrebenswerter Umstand.
Gerade für Akkordeonisten ist ein gesunder Körper, speziell ein gesunder Rücken elementar
bedeutsam. Zum Beispiel durch Sport oder Yoga kann man in diesem Bereich wesentliche
Voraussetzungen und Verbesserungen für das Instrumentalspiel entwickeln. Einerseits muss man den
Körper aktivieren, andererseits muss man ihn aufgeben, damit er seinem geistigen, musikalischen
Zweck wirklich dient. Dafür gilt es hin und wieder auch innere Blockaden zu lösen, die man sich in
seiner Sozialisierung ggf. eingefangen hat.
Ich fordere und fördere meine Studierenden dahingehend, dass sie selbst versuchen die Musikalität
eines Stückes zu entdecken. Andererseits geht es auch immer wieder darum, zu Wegen zu verhelfen,
die Wahrheit über ihre eigene innere musikalische Identität zu finden, diese auszuloten. Sie sollen
lernen, in der Musik selbst Regie zu führen, durch Üben, vor allem in den Bereichen
Aufnahmefähigkeit, Verstehen und Intuition. Ihre körperlichen Möglichkeiten, ihre emotionalen
Fähigkeiten und ihre Vorstellungskraft zu erweitern, gehören zu den zentralen Zielsetzungen meines
Unterrichts. Ein Musikinstrument zu lernen ist aus meiner Sicht auch ein ständiger Balanceakt, auch
zwischen Verantwortung für die Sache und „Fließbandjob“. Ja, Fließbandjob deshalb auch, weil Üben
für mich in erster Linie Wiederholen bedeutet - vergleichbar mit vielen Ritualen spiritueller Art - um
beim Üben und Musizieren sich in einem „Flow“ bewegen zu können.
Pädagogische Theorien habe ich immer als einschränkend empfunden, auch wenn sie uns manchmal
dabei helfen organisatorische Ordnung in unser Tun zu bringen. Meine Pädagogik benutzt sehr selten
vorgefertigte Rezepte. Ich glaube an den sehr großen Sinn, auf Gehörtes unmittelbar zu reagieren,
auf die ganzheitliche geistige, körperliche, mentale und emotionale Situation, in der sich ein Schüler
befindet. Ganz unabhängig von ihren instrumentalen Fertigkeiten versuche ich alle meine
Studierenden spüren zu lassen, dass ich sie in ihrer Menschlichkeit und ihrem Bemühen, der Musik
nahe zu kommen respektiere. So bekommt jeder einzelne Weg meiner Studierenden einen sehr
persönlichen und ehrlichen Ansatz, sein Menschsein beim Lernen des Instruments Akkordeon zu
entfalten.
In meinem Unterricht geht es vor allem um eine Vorbereitung, im späteren Leben selbständig Lernen
zu können. Hin und wieder weise ich darauf hin, dass ein dauerhaft gehorsamer Schüler es später,
ganz gleich in welchem Umfeld er sich bewegen wird, möglicherweise nicht ganz leicht haben wird.
Denn irgendwann muss man die Verantwortung für die eigene, lebendige Ausbildung übernehmen.
Dessen bedarf neben einer gewissen Initiativkraft vor allem eine gesunde Balance zwischen
Selbstrespekt und Selbstkritik. Studierende, die sich zu viel selbst kritisieren, suche ich schon
Erreichtes, Gutes aufzuzeigen bzw. zu vermitteln, andere, die sich überschätzen suche ich gedanklich
oder ganz praktisch in Situationen zu bringen, sich mit anderen zu vergleichen, damit sie die eigenen
Ansprüche an sich selbst anheben können.
Für jeden Studierenden führt ein anderer Weg zum Ziel. Heranwachsende Instrumentalisten sollten
einerseits akzeptieren, dass es bei der Ausbildung darum geht, gängige, gewachsene Stile zu
meistern. Jedoch sollte man als Lehrer gleichermaßen dabei helfen, das individuelle Potenzial eines
Studierenden zu entwickeln und Zielsetzungen auch in diese Richtung zu erarbeiten. Denn: der
Mensch steht im Mittelpunkt der Ausbildung – nicht etwa eine instrumentenbezogene Ideologie.
Seit über zwanzig Jahren bin ich jeden Sommer beim Jugendkurs „Akkordeon Plus“ tätig, der von
meinem geschätzten Kollegen und Freund Karl Huber organisiert wird. Dort erlebe ich Jahr für Jahr
zum einen eine vorbildhafte Musikschularbeit, zum anderen durfte ich nach und nach erkennen, dass
man Musikschulkinder ähnlich wie Studenten, musikalisch sozusagen auf Augenhöhe unterrichten
kann – natürlich zumeist mit spieltechnisch einfachere Literatur - wenn sie als Mensch vollwertig
ernst genommen werden, und das Niveau ihrer grundsätzlichen Ausbildung im Alltag entsprechend
vorgelebt und vermittelt wird. Diesen Kindern und Jugendlichen z.B. könnte man keinen
„gefälschten“ Musikunterricht mehr anbieten. Sie würden sich offen langweilen.
Der Bereich der Kammermusik bzw. des Ensemblespiels ist ein weiterer sehr wichtiger Bereich
meiner Pädagogik. Er ist aus meiner Sicht obligatorisch. Denn, Ensemblespiel ist Kommunikation mit
musikalischen Körpern und Klängen und daher von höchstem erzieherischem,
allgemeinmenschlichem, künstlerischem und kommunikativem Wert. Es geht immer um ein
qualitatives Miteinander. Denn Ensemblespiel ist zunächst eine freie musikalische Kommunikation,
unabhängig von Alter und technischen Fertigkeiten. Menschen treffen dabei mit ihrem Leben, ihrer
musikalischen Sozialisation, ihren unterschiedlichen instrumentalen Haltungen und Fertigkeiten
aufeinander. Insbesondere dieser Findungsprozess fasziniert mich sehr bei jeglicher Zusammenarbeit
mit Ensembles.
Mein Credo: wenn alle Beteiligten Spieler fähig sind zu führen und zu begleiten, hat ein Ensemble
eine sehr gute Qualität erreicht. Denn es stehen ihm damit alle Möglichkeiten offen,
Spannungsfelder in verschiedensten Färbungen auszuloten. Wer Erfahrungen im mehrköpfigen
Ensemblespiel gemacht hat, weiß, was dies an vielschichtiger Persönlichkeitsbildung innerhalb einer
Gruppe bedeuten kann. Die großartigen Möglichkeiten in der Kammermusik, herausragende Literatur
kennenzulernen sind zusätzliche Motivation als Akkordeonist in diesen Bereichen zu musizieren.
Zur Haltung am Instrument
Die Haltung am Instrument, die Haltung zur Musik, die Haltung zu sich selbst, die Haltung zum Leben
erfahren in all unserem Tun eine Entsprechung. Das Ziel beim Üben und Musizieren ist diesbezüglich
eine freie, bewegungsbereite Haltung, am Akkordeon der sogenannte „balancierte Sitz“. Die
Wahrnehmung der eigenen Körperempfindung ist dabei zunächst der wichtigste Ratgeber. Wo wirkt
die Schwerkraft im Körper, wo wirkt die Aufrichtekraft im Körper? Wo sind meine Kontaktpunkte, mit
dem Sitz, mit dem Boden, mit dem Instrumentencorpus, mit den Riemen, mit den Manualen?
Nach meinem Dafürhalten gibt es tendenziell ein Idealverhalten einzelner Körperregionen beim Akkordeonspielen:
- Achselhöhlen sind leicht geöffnet
- Arme sind geweitet (das Akkordoen umarmen wollen!)
- Bauch als Schwerezentrum des Körpers
- Brust als Leichtezentrum des Körpers
- Hände sind leicht gerundet
- Blick ist geweitet (geöffnet)
- Füsse haben breiten Kontakt zur Erde
- Oberschenkel sind waagerecht (Sitzhöhe entsprechend einstellen)
- Gesäss ist in der Sitzmitte des Stuhls, zwischen Ruhe und Sprungbereitsschaft
- Rücken mit belebtem Gefühl, er ruht in der Breite
- Bauchregion als Körpermitte harmonisiert Oben mit Unten, Links mit Rechts
- Schlüsselbein und Schulterblätter tendieren nach unten
- Körperschwerpunkt ist unterhalb des Nabels, der sog. Hara-Bereich bzw. Dan Tien (Tai Chi)
- Über der Nasenwurzel in der Stirnmitte ist ein Zentral- bzw. Balancepunkt, eine sensible Zone
zwischen der Gehirnhälften, die geöffnet sein sollte
- Kopf ist durch einen imaginärem Faden mit einem wiederum imaginären Punkt oberhalb
verbunden (Verlängerung bzw. Aufrichtung der Wirbelsäule)
Ziel beim Spielen ist ein Zustand der Schwebe, sicher und frei, vom kleinsten Impuls bewegbar (Bewegungsfähigkeiten einer Marionette)
Ein weiterer Weg ist der Carpentereffekt: er besagt, dass man auch über Bilderinspiration zur
Körperbalance kommen kann. Denn, der Körper reagiert spontan auf Vorstellungen, verändert dabei
nachweislich seinen Tonus, seine Einstellung, den Atem.
Beispiele: Was geschieht…
- Bei der Vorstellung von Ferne (es weitet die Augen, dehnt den Organismus im Ganzen)
- Bei einer überraschenden Neuigkeit (sie versetzt den Körper in einen höheren Tonus, eine
wachsame, aufmerksamere Haltung)
- Bei der Vorstellung ich wachse wie ein Baum, mit Ästen wie Arme, Kopf wie eine Krone, und
Himmel darüber
- Wenn ich mich wie im Schilf bewege
- Wenn die Hände durch Wolken gehen
- Wenn ein Windhauch durch die Gelenke geht
Asiatische Kulturen sind diesen „mimetischen“ Erfahrungen seit langen Traditionen auf der Spur
geblieben. Dort hat sich das differenzierte Bild eines energetischen menschlichen Körpers entwickelt,
der, vergleichbar mit den Bahnen des Blutes, der Lymphe, der Nerven, durchflossen ist von
Energieströmen, die ein ganzes System bilden mit Haupt- und Nebenströmen, Quell- und
Sammelzentrum, sogenannten Chakren.
Fazit: das Instrument Akkordeon hat nach wie vor die Chance dem eigenen noch so jungen
„kollektiven Gedächtnis“ wertvolle und richtungsweisende Beiträge zu liefern. Hinter uns liegt ein
breites Feld voller Missverständnisse, Irrwege, und Klischees. Ich suche mit meinen Schülern einen
Beitrag dazu zu leisten, dass durch eine Kultivierung dieses Instruments die Musik in unserem
erweiterten Umfeld wieder als Ganzes verstanden werden kann, dass die zunehmende Reduzierung
auf Äußerlichkeiten eine Gegenbewegung erfährt, und sie von ihren Brüchen im Sinne von
rückbindend wieder als Ganzes angenommen werden kann.